Endlich geschafft! Anna hat das 2. Staatsexamen in der Tasche und kann nun endlich ihren Traumberuf als Grundschullehrerin ausüben. Sie hat sogar direkt eine Anstellung an der Schule gefunden, an der sie auch ihr Referendariat absolviert hat, und kann ihre Lieblingsklasse, die 4b, als Klassenlehrerin übernehmen. Alles scheint perfekt! Eifrig bereitet sie die Stunden vor und lässt sich immer wieder neue und kreative Unterrichtsmethoden einfallen, um die Kinder für ihr Fach – Deutsch – zu begeistern. Gerade schreiben die SchülerInnen eigene Frühlingsgedichte, sammeln dazu in der Natur allerhand Frühlingsboten und dekorieren das Klassenzimmer. Am Ende soll ein kleiner Gedichtband entstehen. Doch bei aller Freude und allem Elan, bereitet Anna auch etwas zunehmend Sorgen. Max, der immer so aktiv und fröhlich war, gut in die Klassengemeinschaft eingebunden ist und große Freude am Deutschunterricht hat, zieht sich immer mehr zurück. Er möchte nicht in der Gruppe gemeinsam an den Gedichten schreiben, seinen besten Freund Tim lässt er links liegen, und er klagt häufig über Kopf- und Bauchschmerzen. Oft sieht er morgens auch völlig übermüdet aus und scheint mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
Auch Anna bereitet das zunehmend schlaflose Nächte. Sie fühlt sich hilflos und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll. An manchen Tagen bricht es ihr fast das Herz, Max so abseits von allen anderen in der Pause zu sehen. Blass und erschöpft sieht er aus. Und dann schämt sie sich gleichzeitig für ihre Wut, die in ihr aufsteigt, wenn Max mal wieder nicht im Unterricht aufpasst und sich weigert, in der Gruppe zu arbeiten.
Als sie mal wieder ratlos und nachdenklich im Lehrerzimmer sitzt, spricht Paul sie an. Er unterrichtet Mathe in der 4b und ist schon ein alter Hase an der Schule. Sie schildert Paul, wie sie ihr „Sorgenkind“ Max in den letzten Wochen wahrnimmt und auch ihre Hilflosigkeit. Pauls Antwort: „Ach gut, dass du das erzählst. Es liegt also nicht an Mathe.“ irritiert sie zunächst etwas. Gleichzeitig spürt sie, wie eine Last von ihr abfällt, da sie ihre Sorgen nun mit jemandem teilen kann. Es stellt sich raus, dass Max auch in Pauls Unterricht oft abwesend wirkt, Gruppenarbeiten boykottiert und sich selten beteiligt. Paul dachte zunächst, es liegt am Unterrichtsthema, da einige SchülerInnen damit gerade etwas zu kämpfen haben. Doch schien ihm hinter Max Verhalten dann doch mehr zu stecken und auch er wollte Anna schon darauf ansprechen.
Anna und Paul beschließen, auch die anderen LehrerInnen der Klasse mit ins Boot zu holen und ihre Beobachtungen dann mit Max Eltern zu besprechen, um zu schauen, wie sie den Jungen bestmöglich unterstützen können. Auch die Sozialarbeiterin soll bei diesem Gespräch mit dabei sein. Sie vermutet, dass der Übergang in die weiterführende Schule in Max Ängste und Unsicherheiten ausgelöst haben könnte. Das erlebt sie oft in der 4. Klasse. Gerade SchülerInnen, die gut in die Gemeinschaft eingebunden sind und denen das stabile Umfeld Sicherheit gibt, haben oft Angst vor dieser großen Veränderung.
Anna ist sehr erleichtert, dass sie nun nicht mehr allein ist, und sie ist zuversichtlich, dass sie alle gemeinsam Max helfen können und als Team mit ihren verschiedenen Blickwinkeln gute Hilfestellungen geben können. Und noch ein Gedanke kommt ihr: Das Thema „Wechsel an die weiterführende Schule“ und die damit verbundenen Gefühle möchte sie aufgreifen und den Kindern einen Raum geben, indem sie ganz offen über ihre Ängste und Sorgen sprechen können.
Denn auch sie hat ja gerade die Erfahrung gemacht, dass man gemeinsam weniger allein ist und es sehr hilfreich sein kann, über die eigenen Gefühle zu sprechen. Auch wenn es nicht immer leicht ist. Und da hatte sie doch auch letztens diesen SEELENschlau-Flyer gesehen. Denn wird sie sich nochmal näher anschauen!