Woran erkenne ich, dass es meinem Kind seelisch nicht gut geht?

Niemand hat jeden Tag gleich gute Laune, und auch wir Erwachsene kennen negative Gefühle. Doch alle Gefühle haben ihre Berechtigung und für Kinder und Jugendliche ist es ist deshalb sehr wichtig, dass Eltern ihre Gefühle wahrnehmen, anerkennen und ihnen Raum zu geben. Gerade die Pubertät ist im Hinblick auf Gefühle eine oft sehr herausfordernde Zeit. Doch psychische Belastungen können auch schon früher auftreten. Ab dem 11. Lebensjahr nehmen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen zu.

Es ist dabei nicht leicht, einzuschätzen, ob mein Kind in seelischer Not ist, doch es gibt eine Reihe von Symptomen, bei denen es wichtig ist, aufmerksam zu sein und genauer hinzuschauen.

Folgende Warnsignale können auf die seelische Not von Kindern/Jugendlichen hinweisen:

  • Rückzug, Schlafstörungen
  • veränderter Appetit, Veränderungen im Gewicht
  • Gefühl, nichts wert zu sein, wenig Selbstvertrauen (Jugendliche sagen oft „Ich kann das doch nicht!“)
  • Schuldgefühle – z.B. Jugendliche fühlen sich schuldig, dass es den Eltern schlecht geht
  • Gedanken an den Tod oder daran, dass das Leben keinen Sinn mehr hat, Gedanken, sich das Leben zu nehmen
  • Aggressivität und Reizbarkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten, Unaufmerksamkeit
  • Probleme, Entscheidungen zu treffen – z.B. was man morgens anziehen oder als Nächstes tun soll
  • Gefühle von Einsamkeit (Jugendliche sagen „Mich mag niemand! Es ruft keiner mehr an!“)
  • häufiges Weinen
  • Grübeln und Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung, Sorgen und Ängste, z.B. vor der Zukunft
  • schnelle Überforderung auch bei Kleinigkeiten, wie z.B. beim Packen der Schultasche
  • Ängstlichkeit
  • Schulprobleme und Leistungseinbruch

SEELENschlau-Test für Eltern

RichtigFalsch
Mein Kind ist oft in einer traurigen Stimmung.
Mein Kind hat keine Freude mehr an Dingen, die zuvor Spaß bereitet haben, z.B. den eigenen Hobbys nachgehen oder Freundinnen und Freunde treffen.
Mein Kind ist meist in einer gereizten Stimmung (es „fährt schnell aus der Haut“ und ist z.B. gereizt, wenn man nachfragt, was los ist).
Energie- und Antriebslosigkeit: Mein Kind hat Probleme, sich zu bestimmten Dingen „aufzuraffen“ (z.B. zum Sportverein zu gehen); erhöhte Ermüdbarkeit, auch nach kleinen Anstrengungen (z.B. legt es sich tagsüber ins Bett).
Der Zustand ist stärker als üblich (pubertätsbedingt) und hält bereits seit mehr als zwei Wochen an.
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SEELENschlau-Test für Eltern
Mein Kind ist oft in einer traurigen Stimmung. - Richtig
Mein Kind hat keine Freude mehr an Dingen, die zuvor Spaß bereitet haben, z.B. den eigenen Hobbys nachgehen oder Freundinnen und Freunde treffen. - Richtig
Mein Kind ist meist in einer gereizten Stimmung (es „fährt schnell aus der Haut“ und ist z.B. gereizt, wenn man nachfragt, was los ist). - Richtig
Energie- und Antriebslosigkeit: Mein Kind hat Probleme, sich zu bestimmten Dingen „aufzuraffen“ (z.B. zum Sportverein zu gehen); erhöhte Ermüdbarkeit, auch nach kleinen Anstrengungen (z.B. legt es sich tagsüber ins Bett). - Richtig
Der Zustand ist stärker als üblich (pubertätsbedingt) und hält bereits seit mehr als zwei Wochen an. - Richtig

 

Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit zutreffend beantwortet haben, ist dies noch kein Grund, mit Sicherheit sagen zu können, dass Ihr Kind seelisch erkrankt ist. Es ist aber ein Anlass, genauer hinzuschauen, und mit Ihrem Kind zu sprechen. Kommen noch weitere bereits aufgeführte Symptome hinzu, dann empfiehlt es sich, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Eltern sind weder PsychiaterInnen noch TherapeutInnen, und das müssen sie auch nicht sein.

Wichtig ist es auch zu wissen, was der Seele schaden kann.

Das sind Faktoren wie z.B.

  • Stress
  • Angst
  • Einsamkeit
  • Leistungsdruck
  • Versagensängste
  • Mobbing

Und was tut der Seele gut?

  • Familie und Freunde
  • Jemand, der zuhört
  • Hobbys, die Spaß machen
  • Regelmäßiger Tagesrhythmus
  • Bestätigung und Liebe

Pubertät oder mehr?

Auch durch die Pubertät verändern sich unsere Kinder mehr oder weniger, und oft fragen wir uns, wo unser Kind geblieben ist, das aufgeschlossen und mit uns sehr eng und verbunden war. Das sich gefreut hat, uns zu sehen und begeistert war, wenn wir etwas gemeinsam unternehmen wollten. Viele Verhaltensweisen, die hier beschrieben sind, sind auch Anzeichen der Pubertät, und es ist nicht leicht zu erkennen, wann es „mehr“ ist, d.h. eine psychische Erkrankung sein kann.

Hier sind Sie gefragt! Beobachten Sie Ihr Kind und versuchen Sie, miteinander in ein Gespräch zu kommen. Zeigen Sie ihr Interesse, auch wenn Ihr Kind „stachelig“ reagiert.

Hier noch mögliche Reaktionen von Eltern pubertärer Kinder:

  • Ich bin beleidigt, weil mein Kind nicht mehr gerne mit mir zusammen ist.
  • Mein Kind ist nur noch unverschämt und das lasse ich mir nicht bieten.
  • Mein Kind braucht mich nicht mehr.

Falls ein Satz Ihnen bekannt vorkommt, atmen Sie tief durch und bedenken, dass es Ihr Kind ist und nicht ein Gegner in Ihrem Leben oder jemand, mit dem Sie konkurrieren. Und schauen Sie, was Sie für sich tun können, damit es Ihnen besser geht. Denn das tut Ihnen und auch Ihrem Kind gut.

Was brauchen Sie?

Unsere Kinder fordern uns heraus. Sie werden erwachsen und suchen ihren eigenen Weg. Das ist nicht immer leicht für uns und es ist sehr anstrengend. Und oft verstellt es uns den Blick auf unser Kind. Wir sehen gar nicht mehr, wie es ihm geht, und bemerken vielleicht zu spät, dass es psychisch krank ist.

Was können Sie tun, damit es Ihnen gut geht? Nehmen Sie sich immer mal wieder Zeit für sich, für Ihre Paarbeziehung und Ihre FreundInnen. Schauen Sie ihr Kind mit etwas Abstand an und vielleicht können Sie sehen, was für einen tollen Menschen Sie vor sich haben. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie unsicher sind, was mit Ihrem Kind los ist.

Woran merken Sie, dass es Ihrem Kind seelisch nicht gut geht und es Hilfe braucht? Wann ist man noch „tieftraurig“ und wann schon „depressiv“?

Für manche von Ihnen mag es überraschend sein, dass auch Kinder schon eine Depression bekommen können. In Deutschland geht man davon aus, dass dies etwa ein bis zwei von 100 Kindern im Grundschulalter betrifft. Ab der Pubertät steigt die Zahl dann deutlich an: Etwa drei bis sieben Prozent der Jugendlichen in Deutschland leiden an einer Depression.